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Anders wäre besser?


Es ist Sommer, die Zeit der Fülle und Blüte… just bei dem Gedanken und dem Blick aus dem Fenster, der heute eher an ein karges Herbst-Nass-Grau als an freudiges Sommertreiben erinnert, klingelt es an der Tür: der Paketdienst steht da mit einem Päckchen. Wie ist das aufregend, selbst wenn ich die Bestellung persönlich in Auftrag gegeben habe und ziemlich sicher weiß, was sich hinter den Pappschichten verbirgt (es könnte ja auch eine Fehllieferung kommen), ist die Freude groß. Ungläubig mustert mich der Postbote mit seinem Blick von oben bis unten und wieder zurück nach oben. Er verabschiedet sich mit einem wohlwissenden Lächeln. Da fällt mir ein: hui, ich habe ja noch mein Schlafshirt an und darunter eine ausgeleierte durchlöcherte Yogahose und dann, naja: ich wollte meiner Corona-Frisur mal einen neuen Pepp verleihen und habe mir Farbe aufs Haar aufgetragen und die klebrige Paste noch nicht ausgewaschen. Und weil die frühmorgendliche Koordination und Feinarbeit noch nicht so mithalten konnten, sind überall in Gesicht und auf dem Schlafshirt hässlich braune Farbtupfer verteilt – die Haarsträhnen hängen wirr in dicken schmierigen Strängen um den Kopf – all das hatte ich vergessen, weil ich ja noch so tief in meine ganz eigene behütete Welt versunken war. Da hat mich der Paketdienst doch glatt rausgerissen, heraus aus meiner Welt, in der ich alle unordentlichen, peinlichen und alltäglichen nicht präsentationsfähigen Handlungen verstecken möchte – ähnlich hat das Wetter mich herausgerissen aus meiner verträumten Vorstellung von Sommer und wer weiß, wer heute noch meine heile Welt aufrüttelt und mir Wirklichkeiten präsentiert, die ich gerne anders hätte. Was soll’s... auch wenn es viele kleine Welten mit ganz spezifischen nicht immer so ansehnlichen Eigenarten gibt, so klingelt das Leben an der Tür und lächelt in all diese Welten hinein . Es ist unsere Wahl, ob wir das Leben draußen lassen, weil wir meinen, noch nicht bereit zu sein oder es mit grimmiger Erwartung begrüßen oder uns trotz aller Vorstellungen von “Anders wäre besser”, ein Lächeln ins Gesicht zaubern können und die Türe öffnen: für den Paketdienst und das Leben, das sicherlich keine Wertung über unsere eigene Welt hat, auch wenn es uns mit einem Schmunzeln betrachtet.

Wir wünschen Euch allen, dass Ihr da, wo ihr seid und so wie Ihr seid, dem Leben und dem Sommer die Türe öffnen könnt und Euch überraschen lasst von allen erwarteten oder unerwarteten Lebensbewegungen.

Vielleicht wollt Ihr das ein- oder andere gemeinsam mit uns in unseren Angeboten entdecken – ja, wir dürfen wieder in Präsenz unterrichten und freuen uns, Euch zu sehen und das unaufgeräumte Innere der Yogapräsenz zu zeigen.

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