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Yoga kann Wunder wirken--Ist Pessimismus angeboren oder erlernt?



Ich glaube, beides ist der Fall. Wir werden nicht als unbeschriebenes Blatt geboren, sondern können Informationen aus vergangenen Leben mitbringen, die uns prägen oder zumindest immer mal wieder bei uns durchsickern. Vor allem aber tragen wir die Brille unserer Konditionierung, die ihre Couleur und Stärke durch Kindheit, Familie, Erziehung, Umfeld, Erfahrungen, Traumata usw. bekommen hat. Da geht es um Erlerntes, das bestimmt, wie wir die Welt wahrnehmen: rosarot bis bunt oder grau in grau bis hin zu Vorsicht-Schilder überall.

 

Negative Erwartungshaltung und ihre Ursache

Ein beeindruckendes Beispiel für karmische Prägungen lieferte eine Freundin, die wir gerne „Unke“ nennen, die grundsätzlich eine negative Erwartungshaltung hat, sehr vorsichtig und ängstlich auf jede neue Situation reagiert. Bei einer Rückführung, in der ich dolmetschte, kam heraus, dass sie in einem vergangenem Leben für eine Gruppe von Menschen verantwortlich war, diese ins Unglück führte, dafür dann bestraft wurde und einen gewaltsamen Tod fand. Hinzu kam, dass ihre Mutter auch eine sehr ängstliche Person war, die immer in Sorge war und vor lauernden Gefahren gewarnt hat. Das hat ihre Prägung noch verstärkt. Warum sie diese pessimistische Grundhaltung entwickelt hatte, wurde auf einmal klar.

 

Geerdet schauen wir positiv in die Welt

Das Sicherheitsbedürfnis eines jeden von uns hängt damit zusammen, wie wir in der Welt sind, ob wir unseren Platz gefunden haben und ge-„erdet“ sind. Je mehr wir es sind, umso stärker ist unser Selbstwertgefühl und umso positiver blicken wir in die Welt. Wir sind in unserer Stärke und befürchten wenig. Wir haben Vertrauen, ja Gottvertrauen, dass sich die Dinge schon in unserem Sinne fügen werden und selbst wenn Probleme auftauchen  (Wann tun sie es nicht?!), dass sie lösbar sein werden.

 

Vielleicht geht es beim Pessimismus genau um das fehlende Gottvertrauen, um das Abgeschnittensein von dem eigenen göttlichen Anteil, der Seele. Das bringt uns zum Yoga, auf den Weg, wieder in Kontakt mit diesem Anteil in uns zu kommen und eins zu werden. Wer kennt es nicht, in schlechter Stimmung in eine Yogastunde zu kommen und nach einer entsprechenden Kriya und Meditation als neuer Mensch herauszugehen? Yoga kann Wunder wirken und uns die Erfahrung des Verbunden-Seins schenken.

 

Unsere Negativität bringt uns um

Yogi Bhajan sagte einmal, dass uns nichts anderes umbringt als unsere eigene Negativität. Sitzt sie tief und ist sie schon Teil des Charakters geworden, reichen sicherlich nicht ein paar Kriyas und Meditationen. Da ist die Erforschung der Ursachen eine Möglichkeit, um etwas zu verändern. Vielleicht mit einer Rückführung oder Therapie.Aber von einer höheren Perspektive gesehen ist es letzten Endes egal, wie wir durchs Leben gehen. Alles, was wir mitbringen und erlernen, ist Teil unseres Karmas, das es abzutragen gilt. Wir sind inkarniert, mit dem Vorhaben, Erfahrungen zu machen und uns weiterzuentwickeln. Wir haben die Wahl: Grübelnd ist der Weg steiniger und schwieriger, mit Zuversicht ist er definitiv leichter.

 

Ich persönlich finde die Aussage von Uri Jeremias, dem Koch des legendären Restaurants „Uri Buri“ in Akko, Israel zutreffend, der mitten im Krieg unlängst in einem Interview meinte: „Wenn einer ein Pessimist ist, und am letzten Tag seines Lebens findet er heraus, dass er falsch lag, dann hat er sein ganzes Leben versaut. Aber wenn er sein Leben lang ein Optimist ist und am letzten Tag erfährt, dass er falsch lag, hat er nur einen einzigen Tag seines Lebens versaut.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.


erschienen im: Kundalini Yoga Journal Ausgabe 52 April 2025



Yasemin
Yasemin



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